Ein gemeinsamer Ansatz für Identifikation, Bewertung und Management von neu auftauchenden Gefahrstoffen der Lebensmittelsicherheit und damit verbundenen Risiken (FOODSAFER)
10/2022-09/2026
Förderprogramm / Mittelgeber: Europäische Union (EU) - Belgien
Förderkennzeichen: 101060698
Internetseite des Drittmittelprojektes: -
Beschreibung des Projektes:
Zusammenfassung
In Europa verursachen lebensmittelbedingte Gefahren, einschließlich Bakterien, Parasiten, bakterielle Toxine und Allergene, jedes Jahr bereits mehr als 20 Millionen Krankheitsfälle und Tausende von Todesfällen. Lebensmittelbedingte chemische Risiken, die oft mit dem Auftreten von Toxinen verbunden sind, geben zunehmend Anlass zur Sorge. Managementsysteme für Lebensmittelsicherheit, die in den letzten Jahrzehnten in europäischen Lebensmittelunternehmen eingeführt wurden, und die europäische Lebensmittelsicherheits-Führung müssen angepasst werden, um das Lebensmittelsystem widerstandsfähiger gegenüber mehreren dynamisch auftretenden Stressoren (z. B. Klimaauswirkungen) zu machen.
FoodSafeR zielt darauf ab, die Bausteine eines innovativen proaktiven und ganzheitlichen Warn- und Managementsystems für Lebensmittelsicherheit zu entwerfen, zu entwickeln und zu testen, wobei die Dynamik neu auftretender Risiken im Mittelpunkt steht. FoodSafeR verkörpert integrierte Ansätze zur Gefahrenbeschreibung und zum Risikomanagement in einem umfassenden Ansatz von zukunftsorientierten Fallstudien, Tools, Methoden, Strategien, Modellen, Anleitungen und Schulungsmaterialien. Ein offenes und zugängliches digitales Zentrum, das den Kern eines nachhaltigen Informationssystems bilden soll, wird als „One-Stop-Shop“-Vehikel eingerichtet, das sich an Risikomanager und -bewerter, Lebensmittelsicherheitsbehörden und die relevanten Akteure und Interessengruppen richtet, die in Europa tätig sind Ernährungssystem. Um das ehrgeizige Ziel zu erreichen, hat FoodSafeR ein erstklassiges Konsortium aus 18 Organisationen aus 14 europäischen Ländern zusammengebracht, das Wissenschaft, Industrie, KMU und politische Entscheidungsträger integriert.
FoodSafeR wird dazu beitragen, Lebensmittelsicherheitsvorfälle aufgrund biologischer und chemischer Gefahren im europäischen Lebensmittelsystem sowie relevante sozioökonomische Auswirkungen zu verhindern. Indem dieser Ansatz zum Erfolg geführt wird, trägt FoodSafeR zu „nachhaltigen, gesunden und integrativen Lebensmittelsystemen bei, die zusätzliche Vorteile für Klimaschutz und -anpassung, ökologische Nachhaltigkeit und Zirkularität, nachhaltige gesunde Ernährung, sicheren Lebensmittelkonsum, Verringerung der Lebensmittelarmut, die Stärkung von Gemeinschaften und florierenden Lebensmittelhandel bietet.
Arbeitsplan
FoodSafeR zielt darauf ab, die folgenden Ziele für die Bereitstellung eines FoodSafeR-Toolkits der nächsten Generation für proaktives Risikomanagement im gesamten europäischen Lebensmittelsystem zu erreichen:
Ziel 1: Entwicklung eines zukunftssicheren ganzheitlichen und proaktiven Risikomanagementrahmens unter Berücksichtigung mehrerer Kriterien bei Risikobewertung und -management sowie Echtzeitinformationen über das Auftreten von Gefahren für die Lebensmittelsicherheit.
Ziel 2: Entwicklung von Wissen, wissenschaftsbasierten Instrumenten und Ansätzen zur Bewältigung neu auftretender und anhaltender mikrobiologischer Gefahren und damit verbundener Risiken im Rahmen ausgewählter Fallstudien, an denen Endbenutzer beteiligt sind.
Ziel 3: Entwicklung einer neuartigen Toolbox zur Bekämpfung chemischer Kontaminanten und damit verbundener Risiken auf der Grundlage modernster wissenschaftlicher Erkenntnisse, die in ausgewählten Fallstudien mit Endbenutzern organisiert werden.
Ziel 4: Entwurf und Aufbau eines offenen digitalen Hubs zur Entscheidungsunterstützung für das Lebensmittelsicherheitsmanagement über Web-, Smartphone- und Tablet-Anwendungen.
Ziel 5: Abschätzung der Wirksamkeit von Maßnahmen zur Identifizierung, Kontrolle und Deeskalation von Lebensmittelsicherheitsrisiken, um die Widerstandsfähigkeit unseres Lebensmittelsystems gegenüber Schocks bei der Lebensmittelsicherheit zu verbessern und ein zukunftssicheres Lebensmittelsicherheitsmanagementsystem (FSMS) zu entwerfen, das robust gegenüber neuen Entwicklungen von Lebensmittelsicherheitsrisiken ist.
Das BfR wird hauptsächlich an WP2 beteiligt sein, aber auch zu WP 1, WP 4 und WP6 beitragen.
WP1 (Lebensmittelsystem-Stressoren und zukunftssicheres Risikomanagement): Identifizierung von Treibern und Indikatoren für neu auftretende Lebensmittelsicherheitsrisiken durch Durchführung einer Lebensmittelsystemanalyse. Aufkommende Risiken werden priorisiert, einschließlich der Identifizierung von Superrisiken und Bedingungen für deren Auftreten, und mithilfe der Risiko-Eskalationsleiter visualisiert.
Verbesserungen der Sicherheitsmanagementsysteme werden unter Berücksichtigung eines ganzheitlichen Ansatzes auf der Grundlage von Echtzeitinformationen zu den identifizierten Indikatoren, Kosten-Nutzen- und Kosteneffektivitätsanalysen und MCDA-Strategien entworfen, um zu einem proaktiven und ganzheitlichen Management-System für aktuelle, neu entstehende und zukünftige Lebensmittelsicherheitsrisiken zu gelangen.
WP2 (Mikrobielle Gefahren und damit verbundene Risiken, Entstehung und Persistenz) – konzentriert sich auf die Auswirkungen der Entstehung und Persistenz mikrobieller Risiken mit einem Schwerpunkt auf pathogenen Bakterien, Viren und antimikrobiellen Resistenzmerkmalen, aus: 1) alternativen Lebensmittelnetzwerken (z. B. kurze Lieferkette im Vergleich zu herkömmlichen 2) neue Produktions- und Vertriebssysteme für Rohstoffe und Lebensmittel aufgrund von Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit (z. B. Proteinverschiebung, städtische Landwirtschaft); 3) sich ändernde Konsumgewohnheiten (Online-Bestellungen) und Ernährungspräferenzen (ethnische Lebensmittel, pflanzliche Lebensmittel).
BfR ist federführend bei der Bearbeitung folgender Aufgaben:
Aufgabe 2.1 Kartierung der Besonderheiten alternativer Ernährungsnetzwerke
Kurze Lieferketten (SSCs) oder komplexe verzweigte, organisch wachsende Kooperationsnetzwerke auf lokaler Ebene werden mit globalen (integrierten) Lebensmittelproduktionsketten verglichen, wobei auch neue Trends wie Lebensmittelzwischenketten und Kreislaufwirtschaft berücksichtigt werden. Anhand von verfügbarem Wissen und Stakeholder-Interviews werden die Hauptmerkmale bewertet, wobei der Schwerpunkt auf der Darstellung des Lebensmittelnetzwerks liegt, wobei die potenziellen Auswirkungen der Herkunft der Zutaten und der Produktionsprozesse auf die Entstehung, das Auftreten und die Ausbreitung mikrobiologischer Gefahren berücksichtigt werden. Tools wie FOOD Chain Lab werden für den Einsatz vor Ort angepasst und in diesen neuen kurzen und mittleren Lebensmittelversorgungsketten einfach zu verwenden sein. Vorlagen, die die Besonderheiten dieser neuen Produktionssysteme berücksichtigen, werden Lebensmittelunternehmer dabei unterstützen, ihre Lebensmittelversorgungsnetze zu analysieren und darzustellen und Knotenpunkte mit potenziell hohem Risiko zu identifizieren. Dies wird unter Berücksichtigung verschiedener Arten von Lebensmittelprodukten entwickelt. Nutzen und Machbarkeit werden in beispielhaften Ansätzen in mehreren Mitgliedsstaaten bewertet. Das Ergebnis wird zu einem Unterstützungssystem für risikoorientierte Analytik beitragen.
Aufgabe 2.5: Risiko neu auftretender AMR-Merkmale – Aquakultur als unerforschte Fallstudie
Die Auswirkungen der Ausbreitung von antimikrobiellen Resistenzgenen auf die terrestrische und aquatische Lebensmittelproduktion könnten unterschiedlich sein. Insbesondere die Aquakultur ist ein weltweit wachsendes Geschäft, sowohl in Meerwasser- als auch in Süßwasserhaltungssystemen, und während die regelmäßige Überwachung in der EU auf Antibiotikaresistenzen mehrere Landtierpopulationen und tierische Lebensmittel (einschließlich importierter Lebensmittel) abdeckt, decken begrenzte Studien die Aquakultur ab. Um Lücken zu schließen, die in einem kürzlich erschienenen EFSA-Gutachten hervorgehoben wurden, werden Daten aus nationalen Überwachungstätigkeiten zu Fisch, Aquakultur und Gemüse, zugängliche Datenbanken und neue Studien (einschließlich auf Metagenomik und Amplikonsequenzierung basierende Studien) genutzt, um bioinformatische Werkzeuge und Ansätze für künstliche Intelligenz zu verbessern zur gezielten Erkennung neu auftretender Resistenzmechanismen (mit Fokus auf Carbapenem-Resistenz) und dem verbesserten Verständnis von Übertragungsmechanismen. Darüber hinaus umfasst ein gezielter, auf Probenahmen basierender Ansatz mindestens drei verschiedene Aquakultur-Produktionssysteme (einschließlich ökologischer/konventioneller Produktionssysteme und Aquaponik) in mindestens drei europäischen Ländern. Die Studien zielen darauf ab, mithilfe mikrobiologischer und molekularer (Mikrobiom-basierter) Methoden die Rolle verschiedener Kontaminationsquellen (mit Schwerpunkt auf den Auswirkungen von Gülle, menschlichen Abwässern, aber auch anderen potenziellen Quellen) für die Umgebung der Lebensmittelproduktion zu quantifizieren. Der Schwerpunkt wird auf AMR-Genen in Enterobacterales / E. coli liegen, aber in gewissem Umfang wird auch die Übertragung von/auf gängige Pathogene in der Aquakultur (z. B. Vibrio) berücksichtigt. Der auf Stichproben basierende Ansatz umfasst die Bewertung der Auswirkungen der Belastung mit antimikrobiellen Rückständen in diesen Kompartimenten durch Anwendung chemischer Hochdurchsatzanalysen (in Zusammenarbeit mit anderen Arbeitspaketen).
WP4 (Open Digital Hub) – offener, zugänglicher und sicherer „One-Stop-Shop“ für: Zentralisierung von Daten, Zugriff auf alle Projektergebnisse und -tools, Community-Aufbau und virtuelle Teilnahme (LLs), Verbindung mit anderen relevanten digitalen Daten-Quellen & Dienste; Bereitstellung eines dauerhaften, skalierbaren und praktikablen EU-weiten Wegs für eine breite Übernahme von Projektergebnissen.
WP6 (Path of Participation) stellt sicher, dass das Projekt in einem gut verwalteten Rahmen aus Open-Science-Prinzipien, robustem Datenmanagement, Inklusivität und geschlechtsspezifischer Innovation eingebettet ist, und fördert die aktive Beteiligung von Interessengruppen und Bürgern und nutzt Synergien mit anderen relevanten Projekten und Initiativen.
Projektpartner
- Austrian Competence Centre for Feed and Food Quality, Safety and Innovation (FFoQSI) - Österreich
- Austrian Institute of Technology (AIT) - Österreich
- Universität Gent (UGENT) - Belgien
- Austrian Institute of Technology (AIT) - Österreich
- University of Burgos (UBU) - Spanien
- Agricultural University of Athens (AUA) - Griechenland
- The Queen's University of Belfast (QUB) - Irland
- IRIS Technology Solutions S.L. (IRIS) - Spanien
- Biosense Institute (BSI) (University of Novi Sad)
- Biomin Holding GmbH, AUT (Biomin)
- Barilla Center for Food and Nutrition (Barilla) - Italien
- National Food Chain Safety Office (NEBIH) Budapest - Ungarn
- National Veterinary Research Institute (PIWET) - Polen
- FOODREGSCI Europe SAS (GFRS) - Frankreich
- Food Safety Authority of Ireland (FSAI) - Irland
- BIGH Anderlecht SPRL (BIGH) - Belgien
- Nestle (Nestle) - Deutschland