- Pflanzliche Eiweißquellen
Zu den alternativen pflanzlichen Proteinquellen gehören Hülsenfrüchte (Leguminosen).
Neben den traditionell genutzten Bohnen, Erbsen oder Linsen werden seit einiger Zeit auch
Süßlupinen (v. a. Süßlupinensamen) in der Lebens- und Futtermittelindustrie verwendet.
Lupinensamen haben von allen heimischen Körnerleguminosen den höchsten Eiweißgehalt.
Im Lebensmittelbereich wird die Hülsenfrucht als Zusatz in verschiedenen Speisen oder als
Lupinenmehl für die Herstellung von Backprodukten verwendet.
Die Samen der Süßlupine werden in geschroteter oder gequetschter Form auch als
Futtermittel vor allem in der Schweine- und Rinderfütterung genutzt und können
Futtermittel aus Getreide oder Soja ersetzen.
Auch Samen des Nutzhanfes werden aufgrund ihres hohen Proteingehalts als Futtermittel
eingesetzt.
Neben den oben genannten Eiweißquellen wird in der Rinderfütterung aktuell auch
zunehmend der Einsatz von kleinkörnigen Leguminosen (Klee, Luzerne, Wicken u. a.),
Ganzpflanzensilagen (Getreide, Senf) oder Laub von schnellwüchsigen Laubholzarten als
weitere Alternativen diskutiert.
- Pilze/Mykoproteine aus (Hefe-) Pilzen
Mykoproteine sind Proteine, die von Pilzen produziert werden. Hohe Ausbeuten an
Mykoprotein können aus bestimmten Pilzkulturen gewonnen werden. Seit den 1980er
Jahren werden im industriellen Maßstab Pilzkulturen zur Herstellung von Biomasse mit
einem hohen Proteingehalt verwendet. Mykoprotein mit geeigneter Textur kann für den
Einsatz in Fleischersatzprodukten in Frage kommen.
Bierhefe stammt aus der Bierherstellung. Die Hefe wird durch Erhitzung oder Säurezugabe
abgetötet und in flüssiger oder getrockneter Form als Futtermittel in der Schweine- oder
Rindermast eingesetzt.
- Koprodukte durch mikrobielle Fermentation
Eiweißreiche Einzelfuttermittel mikrobieller Herkunft sind Fermentationserzeugnisse, die in
erster Linie aus mikrobieller Biomasse bestehen. Zur Nutzung als Einzelfuttermittel werden
alle für die Fermentation verwendeten Mikroorganismen inaktiviert. Die Produktion von
Einzelfuttermitteln mikrobieller Herkunft nahm mit der Entwicklung der Biotechnologie
(d. h. durch die Herstellung von Aminosäuren, Vitaminen, Enzymen etc. durch
großtechnische Kultivierung von Mikroorganismen) und der durch die BSE-Krise
weggefallenen tierischen Proteinlieferanten an Bedeutung zu.
- Makroalgen und Mikroalgen
Algen sind Organismen im Wasser, die Photosynthese betreiben. Algen nutzen das
Sonnenlicht effektiver als Landpflanzen und wachsen schneller. Daher eignen sie sich als
alternative Proteinquelle für Lebens- und Futtermittel. Grundsätzlich werden Algen in
Makroalgen und Mikroalgen unterschieden. Makroalgen, wie Seetange, sind mehrzellige
Organismen die im Meer wachsen. Sie werden besonders in Asien schon seit vielen Jahren
für die Lebensmittelherstellung verwendet und stellen eine wichtige Proteinquelle dar.
Zudem werden sie immer öfter in Fischersatzprodukten eingesetzt.
Mikroalgen sind einzellige Mikroorganismen, die sowohl im Süßwasser als auch im Meer
wachsen. Sie werden vermehrt für die Lebensmittelherstellung in
Nahrungsergänzungsmitteln und als Futtermittel eingesetzt. Zudem werden Mikroalgen in
der Kosmetikindustrie genutzt.
Nach der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen
(FAO) werden weltweit rund 1.900 Insektenarten verzehrt. Insekten wandeln ihr Futter sehr
effizient in für den Menschen wertvolles Eiweiß um.
Derzeit sind in der Europäischen Union vier Insektenarten als neuartige Lebensmittel
zugelassen. Je nach Zulassung werden die Insekten als Zusatz in getrockneter, gefrorener,
pastenartiger oder pulverisierter Form in bestimmten Produkten wie Nudeln und Teigwaren
oder Getreideriegeln verwendet.
- Gelber/Großer Mehlwurm/Mehlkäfer-Larven (Tenebrio molitor)
- Europäische Wanderheuschrecke (Locusta migratoria)
- Hausgrille/Heimchen (Acheta domesticus)
- Kleiner Mehlwurm/Getreideschimmelkäfer-Larven (Alphitobius diaperinus)
Insekten werden auch in der Futtermittelindustrie verwendet. Derzeit gibt es acht
Insektenarten, die für die Herstellung von verarbeitetem tierischen Protein aus Nutzinsekten
für die Verwendung zur Fütterung von Geflügel, Schweinen oder Tieren in Aquakultur
zugelassen sind.
- Kleiner Mehlwurm/Getreideschimmelkäfer-Larven (Alphitobius diaperinus)
- Gelber/Großer Mehlwurm/Mehlkäfer-Larven (Tenebrio molitor)
- Hausgrille/Heimchen (Acheta domesticus)
- Schwarze Soldatenfliege (Hermetia illucens)
- Steppengrille (Gryllus assimilis)
- Kurzflügelgrille (Gryllodes sigillatus
- Hausfliege (Musca domestica)
- Seidenspinnerpuppe (Bombyx mori)
Für Nutztiere, die keine Wiederkäuer sind, können auch lebende Insekten verfüttert werden,
sofern sie nach den Bestimmungen des Futtermittelrechts unbedenklich sind. Bei
Heimtieren können dies ebenfalls andere und/oder unverarbeitete Insekten sein.
- Zellkulturbasierte Fleischersatzbestandteile („cultured meat“)
Neuer, zellkulturbasierter Fleischersatz – auch Laborfleisch oder Kulturfleisch bzw. „cultured
meat“ genannt – stellt eine in Europa bisher noch wenig erforschte alternative Proteinquelle
in der Tierhaltung und Lebensmittelerzeugung dar und ist für die Lebensmittelproduktion in
der EU noch nicht zugelassen.
Die Fleischersatzbestandteile werden im Labor aus gezüchteten Stammzellkulturen
hergestellt. Hierbei wird einem Tier (z. B. Rind, Schwein oder Huhn) zunächst Muskelgewebe
entnommen. Aus diesem Gewebe werden Stammzellen gewonnen und mit einem
Nährmedium in einem Behälter (Bioreaktor) vermehrt.
Dabei durchlaufen die Zellen verschiedene Stadien und bilden Muskelfasern. Über ein
Trägergerüst, meist aus tierischem Kollagen, wachsen die Zellen zu einer größeren Masse
zusammen.
In Singapur ist zellkulturbasierter Fleischersatz beispielsweise als zellkulturbasiertes
Hähnchenfleisch bereits im Handel erhältlich. In den USA und in Israel gibt es erste
Zulassungen für den Lebensmittelbereich, aber bislang sind noch keine Produkte im Handel.
Im Sommer 2024 wurde in der Europäischen Union der erste Antrag auf Zulassung von
Zellkulturfleisch aus Entenzellen eingereicht.