Aktualisierte FAQ des BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung vom 15. August 2017
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung) hat im Kontext des aktuellen Fipronil-Geschehens Risikobewertungen zur Aufnahme von Fipronil-haltigen Eiern und Lebensmitteln erstellt:
Für die Bewertung geht das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung von der Annahme aus, dass Fipronil-haltige Mittel über einen längeren Zeitraum außerhalb zugelassener Anwendungen eingesetzt worden sind. Diese Annahme ist erforderlich, um eine Bewertung der gesundheitlichen Risiken vornehmen zu können. Hiermit ist keine Aussage verbunden, in welchem Umfang Fipronil tatsächlich illegal eingesetzt wurde.
Vor diesem Hintergrund hat das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung die wichtigsten Fragen und Antworten zum kurz- sowie längerfristigen Verzehr Fipronil-haltiger Lebensmittel zusammengefasst.
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[Accordion] Fragen und Antworten zu Fipronilgehalten in Lebensmitteln tierischen Ursprungs
Fipronil ist ein Breitspektrum-Insektizid. Es wird u.a. gegen Ameisen, Flöhe, Läuse, Zecken, Schaben und Milben eingesetzt. Eine Anwendung an lebensmittelliefernden Tieren (Nutztieren) ist nicht zulässig.
Im Tierversuch ist Fipronil akut toxisch, wenn es oral oder über die Haut aufgenommen oder inhaliert wird. Der Stoff ist nicht als haut- oder augenreizend eingestuft und verursacht keine allergischen Hautreaktionen. Im Tierversuch an Ratten, Mäusen, Hunden und Kaninchen wirkt Fipronil toxisch auf das Nervensystem, wobei diese Effekte bei erwachsenen Tieren reversibel sind. Bei Ratten wird Neurotoxizität bei den Nachkommen dosisabhängig beobachtet, wenn die Muttertiere den Stoff aufgenommen haben. Darüber hinaus werden toxische Lebereffekte in Ratten und Mäusen beobachtet. Fipronil ist nach dem derzeitigen wissenschaftlichen Kenntnisstand nicht als mutagen und nicht als kanzerogen eingestuft.
Beispielhaft kann bei dem bislang höchsten in Belgien gemessenen Gehalt von 1,2 mgkurz fürMilligramm Fipronil/kgkurz fürKilogramm Ei ein Kind mit einem Körpergewicht von 16,15 kgkurz fürKilogramm rein mathematisch 1,7 Eier (bei einem Eigewicht von 70 g) und ein Erwachsener von 65 kgkurz fürKilogramm Körpergewicht 7 Eier an einem Tag (einmalig bzw. innerhalb von 24 Stunden) essen, ohne dass der gesundheitliche Richtwert, die akute Referenzdosis (ARfDkurz fürAcute Reference Dose (akute Referenzdosis)), überschritten wird. Solange die abgeschätzte maximale Aufnahmemenge unterhalb der ARfDkurz fürAcute Reference Dose (akute Referenzdosis) bleibt, ist eine gesundheitliche Gefährdung unwahrscheinlich. Ein Kind mit einem Körpergewicht von 10 kgkurz fürKilogramm, was einem Alter von etwa einem Jahr entspricht, kann danach 1 Ei pro Tag (einmalig bzw. innerhalb von 24 Stunden) essen, ohne dass der gesundheitliche Richtwert, die akute Referenzdosis (ARfDkurz fürAcute Reference Dose (akute Referenzdosis)), überschritten wird.
Eine Überschreitung der ARfDkurz fürAcute Reference Dose (akute Referenzdosis) bedeutet aber nicht zwangsläufig eine konkrete Gesundheitsgefährdung, sondern zeigt nach dem derzeitigen Stand des Wissens an, dass eine gesundheitliche Gefährdung für Verbraucherinnen und Verbraucher nach Verzehr dieser Fipronil-haltigen Hühnereier möglich ist. Der Sicherheitsfaktor zwischen der höchsten Dosis in Tierstudien, bei der keine signifikanten gesundheitsschädigenden Befunde beobachtet wurden, und der akuten Referenzdosis für den Menschen beträgt bei Fipronil 100. Das heißt, die Dosis, die in Tierstudien zu keiner gesundheitlichen Beeinträchtigung führte, wurde durch 100 geteilt, um für die Übertragung auf den Menschen einen angemessenen Sicherheitsabstand zu erlangen. Die gesundheitlichen Richtwerte schließen auch sensible Bevölkerungsgruppen wie Schwangere oder Senioren ein.
Die Bewertung des gesundheitlichen Risikos zur kurzzeitigen Aufnahme (mit einer Mahlzeit oder an einem Tag) der in Hühnereiern und Hühnerfleisch gemessenen Fipronil-Gehalte erfolgte auf Basis einer Ausschöpfung der akuten Referenzdosis (ARfDkurz fürAcute Reference Dose (akute Referenzdosis)). Im Rahmen der EU-Wirkstoffprüfung für Pflanzenschutzmittel wurde die ARfDkurz fürAcute Reference Dose (akute Referenzdosis) auf den Wert 0,009 mgkurz fürMilligramm/kgkurz fürKilogramm Körpergewicht festgelegt. Die Bewertung des gesundheitlichen Risikos zum längerfristigen Verzehr von Fipronil-haltigen Lebensmitteln erfolgte auf Basis einer Ausschöpfung der duldbaren täglichen Aufnahmemenge () von 0,0002 mgkurz fürMilligramm/kgkurz fürKilogramm Körpergewicht. Bei den Bewertungen wurden Hühnereier und Hühnerfleisch inklusive aller daraus zubereiteter Lebensmittel berücksichtigt.
Die erste vorläufige Einschätzung des Verbraucherrisikos erfolgte aufgrund der zur Verfügung stehenden Daten mit einer Reihe sehr konservativer Annahmen. Konservativ bedeutet, dass die geschätzte Aufnahmemenge deutlich über den Werten liegt, die tatsächlich zu erwarten sind. Das gilt sowohl für die kurzzeitige als auch für die längerfristige Aufnahme Fipronil-haltiger Lebensmittel.
Eine Überschreitung der ARfDkurz fürAcute Reference Dose (akute Referenzdosis) bedeutet nicht zwangsläufig eine konkrete Gesundheitsgefährdung, sondern zeigt nach dem derzeitigen Stand des Wissens an, dass eine gesundheitliche Gefährdung für Verbraucherinnen und Verbraucher nach kurzzeitigem Verzehr dieser Fipronil-haltigen Hühnereier möglich ist. Der Sicherheitsfaktor zwischen der höchsten Dosis in Tierstudien, bei der keine signifikanten gesundheitsschädigenden Befunde beobachtet wurden, und der akuten Referenzdosis beträgt bei Fipronil 100.
Ebenso ist eine geringfügige und zeitlich begrenzte Überschreitung des nicht zwangsläufig mit einer gesundheitlichen Beeinträchtigung verbunden.
Die ARfDkurz fürAcute Reference Dose (akute Referenzdosis) ist definiert als diejenige Substanzmenge pro kgkurz fürKilogramm Körpergewicht, die über die Nahrung mit einer Mahlzeit oder innerhalb eines Tages ohne ein erkennbares gesundheitliches Risiko für Verbraucherinnen und Verbraucher aufgenommen werden kann.
steht für „acceptable daily intake“ (duldbare tägliche Aufnahmemenge) und gibt die Menge eines Stoffes an, die eine Verbraucherin oder ein Verbraucher täglich und ein Leben lang ohne erkennbares Gesundheitsrisiko aufnehmen kann.
Bezogen auf den einmaligen Verzehr Fipronil-haltiger Lebensmittel und basierend auf den derzeit verfügbaren Informationen sowie den deutschen Verzehrdaten ergibt sich für keine der in Deutschland betrachteten Verbrauchergruppen, einschließlich Kinder, eine Überschreitung der akuten Referenzdosis (ARfDkurz fürAcute Reference Dose (akute Referenzdosis)).
Für Verbraucherinnen und Verbraucher, einschließlich Kinder, ergibt sich nach dem derzeitigen Kenntnisstand keine Überschreitung des -Wertes durch den längerfristigen Verzehr von Fipronil-haltigen Lebensmitteln. Der -Wert steht für „acceptable daily intake“ (duldbare tägliche Aufnahmemenge) und gibt die Menge eines Stoffes an, die Verbraucherinnen und Verbraucher täglich und ein Leben lang ohne erkennbares Gesundheitsrisiko aufnehmen können.
Diese vorläufige Bewertung beruht auf den derzeit dem BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung vorliegenden Daten. Eine gesundheitliche Gefährdung ist somit selbst bei längerfristiger Aufnahme von Fipronil-haltigen Lebensmitteln unwahrscheinlich. Bei den vom BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung als notwendig erachteten weiteren Datenerhebungen und Änderung der Sachlage, wird diese Bewertung kontinuierlich aktualisiert.
Nach bisherigem Kenntnisstand wurde ein Fipronil-haltiges Mittel illegal in Ställen, in denen Jung- und Legehennen zur Eiproduktion gehalten werden, eingesetzt. Fleisch von Legehennen kann beispielsweise als Suppenhuhn verwendet werden. Die Haltung von Broilern oder Masthähnchen erfolgt in gesonderten Betrieben. Dem BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung liegen keine Hinweise für den Einsatz von Fipronil in solchen Betrieben vor.
Auf Basis amtlicher Analysenergebnisse aus Deutschland hat das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung eine Bewertung der wenigen bislang übermittelten Daten zu Fipronil-Gehalten in Hühnerfleisch vorgenommen. Die Daten stammen ausschließlich von Jung- und Legehennen aus den wenigen in Deutschland betroffenen Betrieben. Das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung kommt zu dem Schluss, dass bei Verzehr von Hühnerfleisch nach dem derzeitigen wissenschaftlichen Kenntnisstand eine akute gesundheitliche Gefährdung der betrachteten Verbrauchergruppen, einschließlich Kinder, unwahrscheinlich ist. Diese gesundheitliche Risikobewertung erfolgte auf Basis einer Ausschöpfung der akuten Referenzdosis (ARfDkurz fürAcute Reference Dose (akute Referenzdosis)).
Eine erste vorläufige Einschätzung ergibt, dass eine gesundheitliche Gefährdung auch bei längerfristigem Verzehr von Fipronil-haltigem Hühnerfleisch unwahrscheinlich ist. Diese gesundheitliche Risikobewertung erfolgt auf Basis der Ausschöpfung des unter Berücksichtigung einer durchschnittlichen täglichen Verzehrmenge.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt eine Verzehrmenge bis zu 3 Eiern wöchentlich, inklusive verarbeiteter Eier. Es handelt sich um Orientierungswerte für Erwachsene.
Nach derzeitigem Kenntnisstand wird Fipronil durch Kochen oder Braten (bis zu 120 °Ckurz fürGrad Celsius über 20 Minuten) nicht abgebaut. Daher werden für verarbeitete Erzeugnisse derzeit gleiche Fipronil-Gehalte wie für unverarbeitete Eier angenommen.
Eier werden zur Herstellung einer Vielzahl von Lebensmitteln verwendet. Der Eianteil in den verschiedenen Lebensmitteln variiert. Dabei ist bei Lebensmitteln, die unter Zusatz von Eiern hergestellt werden, in der Regel von einer Verdünnung der Fipronil-Konzentration auszugehen.
Auf Grundlage des europäischen Expositionsmodells Primo als „Worst Case“ kann ein Fipronil-Gehalt von 0,72 mgkurz fürMilligramm/kgkurz fürKilogramm in Hühnereiern und 0,77 mgkurz fürMilligramm/kgkurz fürKilogramm in Hühnerfleisch (jeweils Summe aus Fipronil und seinem Sulfonmetaboliten, berechnet als Fipronil) als maximale Gehalte angesehen werden. Bei diesen Gehalten besteht nach derzeitigem Stand des Wissens für keine der betrachteten Verbrauchergruppen ein akutes gesundheitliches Risiko, da die ARfDkurz fürAcute Reference Dose (akute Referenzdosis) nicht überschritten wird.
Für Fipronil gilt ein Rückstandshöchstgehalt von 0,005 mgkurz fürMilligramm/kgkurz fürKilogramm (Summe aus Fipronil und seinem Sulfonmetaboliten). Hierbei handelt es sich um die analytische . Bei Überschreitung der Rückstandshöchstgehalte sind die Lebensmittel nicht verkehrsfähig.
Lebensmittel dürfen nicht verkauft werden, wenn die Gehalte an Fipronil die geltenden EU-Rückstandshöchstgehalte überschreiten. Bei festgestellten Überschreitungen werden die Produkte vom Markt genommen. Eine kurzzeitige Überschreitung bedeutet nicht zwangsläufig, dass der Verzehr dieser Lebensmittel mit einem gesundheitlichen Risiko verbunden ist.
Weitere Informationen zu Warnungen und Information der Öffentlichkeit
Die Bundesländer oder das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVLkurz fürBundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) publizieren auf der Internetseite Externer Link:http://www.lebensmittelwarnung.deöffentliche Warnungen und Informationen im Sinne des § 40 des Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuches.
Weitere Informationen auf der BfR-Website zum Thema Fipronil