Radiolyseprodukte aus der Strahlenbehandlung von Kunststoffen auf gesundheitliche Unbedenklichkeit prüfen
14/1997, 11.06.1997
Kunststoffe werden vielfältig eingesetzt. Sie können beispielsweise bei Lebens- und Arzneimitteln als Verpackungsmaterial oder bei Medizinprodukten als Werkstoff dienen. Kunststoffe sind hitzeempfindlich. Ein Teil wird deshalb in Deutschland zu Pasteurisierungs- und Sterilisationszwecken im Zuge eines Kaltsterilisationsverfahrens mit ionisierenden Strahlen behandelt. Bei Medizinprodukten aus Kunststoff wird hierfür ein Kaltsterilisationsverfahren eingesetzt. Das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin, BgVV, hat solche Kunststoffe untersucht, um sicherzustellen, daß unter der Strahlenbehandlung keine (Radiolyse-)Produkte entstehen, die migrieren und für den Menschen gesundheitsschädlich sein könnten. Die Ergebnisse wurden als BgVV-Heft veröffentlicht.
Untersucht wurden Polymere, die bei der Herstellung von Medikalprodukten eingesetzt werden (Polystyrol, Acrylonitril-Butadien-Styrol, Polyamid-6, Polyvinylchlorid, Polyethylen und Polypropylen) und Polyolefin-Folien, die bei Medizinprodukten und Lebensmitteln im Bereich der Verpackung eingesetzt werden (Low- and High-Density Polyethylen und Polypropylen). Der Nachweis von Zersetzungsprodukten, die bei der Strahlenbehandlung entstanden waren, erfolgte mit Hilfe der Thermodesorption-GC-MS, einem Verfahren, bei dem die Kunststoffe erhitzt und die freigesetzten Bestandteile gaschromatographisch und massenspektrometrisch untersucht werden. Das Verfahren erwies sich für die Identifizierung von strahlenbehandeltem Polystyrol, Polypropylen, Polyvinylchlorid und Polyamid-6 bei einer Sterilisationsdosis von bis zu 25 kGy als geeignet.
In Polystyrol wurden fünf Radiolyseprodukte identifiziert. Hauptradiolyseprodukt von Polypropylen war ein Zersetzungsprodukt eines Antioxidants vom Phenoltyp. Zu Polyethylen können noch keine eindeutigen Aussagen gemacht werden. Eine abschließende gesundheitliche Bewertung kann erst vorgenommen werden, wenn weitere Daten aus einem derzeit im Auftrag des Bundesministers für Gesundheit laufenden Forschungsvorhaben vorliegen. Das BgVV hält es aber aufgrund der bisherigen Ergebnisse für erforderlich, daß Hersteller strahlenbehandelte Kunststoffe als Verpackungsmaterialien oder in Medizinprodukten nach der Fertigstellung auf ihre gesundheitliche Unbedenklichkeit prüfen.
Die Ergebnisse der Untersuchung wurden unter dem Titel "Radiolysis Products in Gamma-Irradiated Plastics by Thermal Desorption-GC-MS - Part 1" als BgVV-Heft 04/1997 veröffentlicht. Das Heft liegt nur in englischer Sprache vor. Es eignet sich für Fachkreise und kann zum Preis von DM 30,-- schriftlich bei der Pressestelle des BgVV bestellt werden.
Als BgVV-Heft 02/1997 ist der "Warencode für die amtliche Lebensmittelüberwachung, Verzehrserhebungen und Fremdstoffberechnungen - Katalog für Lebensmittel" erschienen. Der Warencode stellt die bundeseinheitliche Nomenklatur bei der Erfassung und Darstellung von Untersuchungsergebnissen der amtlichen Lebensmittelüberwachung sicher. Die 3. Neuauflage kann ebenfalls schriftlich bei der Pressestelle angefordert werden und kostet DM 45,--. Die amtliche Lebensmittelüberwachung erhält das Heft kostenlos.