Wissenschaftler des BgVV für Arbeiten zum Tierschutz mit internationalen Preisen ausgezeichnet
29/1997, 27.11.1997
Gleich mit zwei internationalen Forschungspreisen wurde der Leiter der Zentralstelle zur Erfassung und Bewertung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch (ZEBET) des Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV), Dr. Horst Spielmann, ausgezeichnet. Die Preise wurden in Anerkennung seiner Bemühungen um eine konsequente Verbesserung des Tierschutzes verliehen.
Der Russel & Burch-Preis wird jährlich von der Humane Society of the United States (HSUS), der größten amerikanischen Tierschutzorganisation, an Wissenschaftler verliehen, die sich durch herausragende Arbeiten auf dem Gebiet der Alternativmethoden zum Tierversuch ausgezeichnet haben. Der Preis ist nach den Autoren Russel und Burch benannt, die 1959 in ihrem Buch "The principles of humane experimental technique" (Die Prinzipien humaner Versuchstechnik) das wissenschaftliche Prinzip der Reduktion von Tierversuchen, die drei "R" - Refine, Reduce, Replace (verbessern, einschränken, ersetzen), begründeten. Das 3R-Prinzip gilt bis heute als Leitfaden für den Ersatz und die Einschränkung von Tierversuchen. Spielmann erhielt die Auszeichnung u.a. für die Entwicklung und Validierung eines in-vitro-Tests zur Phototoxizitätsprüfung. Mit dem Test lassen sich Stoffe erkennen, die für den Menschen unter Lichteinwirkung schädlich sein können, ohne daß hierfür Tierversuche durchgeführt werden müssen. Der Test ist vom Wissenschaftlichen Beirat des Europäischen Validierungszentrums ECVAM als Alternativmethode anerkannt worden. Er kann damit bei der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zur weltweiten Anerkennung und Anwendung eingereicht werden.
Der Anny-Eck-Hieff-Preis wird von der luxemburgischen Fondation Internationale pour la Substitution de Expérimentation Animale (F.I.S.E.A.) vergeben. Er geht an Wissenschaftler, die durch ihre Arbeiten dazu beitragen, Tierversuche durch Alternativmethoden zu ersetzen. Spielmann und seine Mitarbeiter haben ihn für die Entwicklung eines Zellkulturtests erhalten, mit dem sich die giftige Wirkung von Substanzen in vitro anhand sogenannter embryonaler Stammzellen nachweisen läßt. Bislang erfolgte der Nachweis an Mäuse-Embryonen. Ebenfalls ausgezeichnet wurden die Teilnehmer des Projektes "Aviäre Antikörper", das vom Bundesministerium für Bildung, Forschung und Technologie gefördert wird und dem unter der Leitung von Prof. Rüdiger Schade, Charité Berlin, auch die Arbeitsgruppe um Dr. Christian Staak, Fachgebiet "Immunologie" im BgVV, angehört.
Die Zentralstelle zur Erfassung und Bewertung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch wurde 1989 ins Leben gerufen, um die Forderungen des Tierschutzgesetzes schneller und besser durchzusetzen. In der ZEBET werden Ersatz- und Ergänzungsmethoden zu Tierversuchen erfaßt und dokumentiert, die Einsatzmöglichkeiten für die Praxis bewertet und Validierungsmaßnahmen durchgeführt. Durch die Aktivitäten der ZEBET trägt das BgVV dazu bei, daß behördlich vorgeschriebene Tierversuche so weit wie möglich vermieden werden. ZEBET führt eigene Forschung durch und vergibt Forschungsaufgaben, um neue Methoden zu entwickeln, die Tierversuche einschränken oder ersetzen können. Die bei ZEBET gesammelten Informationen und Erfahrungen stehen Behörden, Wissenschaft, Industrie und der interessierten Öffentlichkeit im In- und Ausland zur Verfügung.