EHEC-Ausbruch 2011: Ein Resümee aus Sicht der Risikobewertung
45/2011, 23.12.2011
BfR veröffentlicht Abschlussbericht zum EHEC-Ausbruch 2011
Der EHEC-Ausbruch von Mai bis Juli 2011 war der größte Ausbruch mit enterohämorrhagischen Escherichia coli (EHEC), den es seit dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland gegeben hat. Letztlich konnten importierte Bockshornkleesamen aus Ägypten, die mit dem enteroaggregativen EHEC-Stamm O104:H4 kontaminiert waren, mit hoher Wahrscheinlichkeit als Ursache identifiziert werden. In dem jetzt veröffentlichten Abschlussbericht sind die zentralen Arbeitsergebnisse des BfR zum EHEC-Ausbruchsgeschehen und Empfehlungen zum Schutz vor zukünftigen Ausbrüchen zusammengefasst. „Solche Vorfälle wie der EHEC-Ausbruch im Jahr 2011 können jederzeit wieder auftreten - wir müssen stets gut vorbereitet sein“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel.
Das BfR leistete bei der Aufklärung des Ausbruchsgeschehens sowie bei der Information anderer Behörden, der Medien und der Bevölkerung einen essentiellen Beitrag. Es hatte die fachliche Federführung für die notwendigen Risikobewertungen, die wissenschaftlichen Unterstützung von Bundes- und Landesbehörden bei der Aufklärung und Entscheidung über staatliche Maßnahmen, den wissenschaftlichen Informationsaustausch auf europäischer Ebene und die Risikokommunikation mit der Öffentlichkeit. Die Arbeitsergebnisse sind in dem BfR-Wissenschaftsheft 04/2011 „EHEC-Ausbruch 2011 - Aufklärung des Ausbruchs entlang der Lebensmittelkette“ veröffentlicht.
Bei dem EHEC-Ausbruchstamm im Frühsommer 2011 handelte es sich um den außergewöhnlichen EHEC-Stamm O104:H4, über den man bei Ausbruchsbeginn wenig wusste. Er ist bisher extrem selten sowie nur beim Menschen vorgekommen. Die Aufklärung des Ausbruchsgeschehens war daher eine große Herausforderung. Erschwerend kam hinzu, dass es sich um ein Ausbruchsgeschehen mit außerordentlich schweren Krankheitserscheinungen wie akutem Nierenversagen handelte. Durch EHEC verstarben während dieses Ausbruchs in Deutschland 53 Menschen, 3842 Menschen erkrankten, zum Teil sehr schwer.
Der Wissenschaftsband gibt einen chronologischen Überblick zum Ausbruchsgeschehen und den BfR-Risikobewertungen. Auf der Grundlage der jeweils aktuellen Daten- und Informationslage hat das Institut die wissenschaftlichen Bewertungen und die abgeleiteten Empfehlungen fortlaufend überprüft und dem neuen Kenntnisstand angepasst.
Der Bericht enthält eine detaillierte Darstellung zum methodischen Vorgehen zur Rück- und Vorwärtsverfolgung von verdächtigen Lebensmitteln als zentraler Maßnahme zur Aufklärung des Ausbruchsgeschehens. Verdächtige Lebensmittel wurden entlang der Warenketten systematisch verfolgt, um die mögliche Quelle des Ausbruchs zu identifizieren. Die verfügbaren Methoden der elektronischen Datenerfassung von Lieferbeziehungen für den Zweck der epidemiologischen Ausbruchsaufklärung wurden erweitert und angepasst. Das BfR hat adaptierte Softwarelösungen zur Erhebung und quantitativen Auswertung von Lieferdaten erarbeitet und so die epidemiologische Verifizierung des ursächlichen Lebensmittels und der Quelle ermöglicht.
Der Bericht erläutert die Labordiagnostik und Methodenentwicklung des Nationalen Referenzlabors für E.coli (NRL E. coli) des BfR. Hier wurden eine Feintypisierung verdächtiger E. coli-Isolate als Dienstleistung für die Untersuchungslaboratorien der Länder vorgenommen und zahlreiche Lebensmittelproben analysiert.
Eine repräsentative Bevölkerungsbefragung des BfR zur Risikowahrnehmung von Verbrauchern informiert darüber, in welchem Maße Verbraucher ihr Ernährungs- und Hygieneverhalten während und nach dem Ausbruchsgeschehen geändert haben und wie sie das gesundheitliche Risiko durch EHEC im Vergleich zu chemischen Risiken wie beispielsweise Dioxin einstufen.
Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftliche Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.