Kontaminanten in Lebensmitteln: Gesundheitliche Risiken natürlichen Ursprungs werden oft unterschätzt
31/2017, 07.09.2017
Neue BfR-Studie zur Risikowahrnehmung im Bundesgesundheitsblatt erschienen
Knapp 60 Prozent der deutschen Bevölkerung sehen in unerwünschten Stoffen in Lebensmitteln ein hohes oder sehr hohes gesundheitliches Risiko. Die bekanntesten dieser unerwünschten Stoffe, die wissenschaftlich als Kontaminanten bezeichnet werden, sind Quecksilberverbindungen und Dioxine. Von den natürlichen Kontaminanten - wie z.B. Pyrrolizidinalkaloide (PA) in Honig oder Tee - haben dagegen nur rund 13 Prozent der Befragten gehört und lediglich ungefähr ein Drittel derer, die PA kennen, sehen bei diesen Substanzen ein bedeutsames gesundheitliches Risiko. Dies geht aus einer aktuellen, repräsentativen Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zur Risikowahrnehmung von Kontaminanten in Lebensmitteln hervor, die im Bundesgesundheitsblatt veröffentlicht wurde (Bundesgesundheitsblatt 2017 doi:10.1007/s00103-017-2557-2). „Von synthetischen Stoffen und Schwermetallen fühlen sich die Menschen am stärksten bedroht“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. „Eine angemessene Risikokommunikation über Kontaminanten sollte diese subjektive Risikowahrnehmung berücksichtigen.“
Kontaminanten sind unerwünschte Stoffe, die unbeabsichtigt in Lebensmittel gelangen. Sie können natürlicherweise in der Umwelt vorkommen, bei der Verarbeitung von Rohstoffen zu Lebensmitteln entstehen oder durch menschliche Aktivitäten in die Umwelt abgegeben werden und auf diesem Weg in die Nahrungskette gelangen. Unerwünscht sind Kontaminanten, weil sie unter Umständen die Gesundheit beeinträchtigen können.
1001 Personen wurden in der repräsentativen Bevölkerungsumfrage mittels computergestützter telefonischer Interviews zum Thema Kontaminanten in Lebensmitteln befragt. Quecksilber in Fisch sowie Dioxin in Eiern oder Milch sind mit 78 % und 70 % die bekanntesten Kontaminanten in Lebensmitteln. Pyrrolizidinalkaloide (PA) in Tee oder Honig (13 %) und Arsen in Reis und Reisprodukten (26 %) als vergleichsweise neue Verbraucherschutzthemen sind hingegen nur einer Minderheit der Befragten bekannt. Lediglich 36 % bzw. 57 % derer, die von PA bzw. Arsen gehört haben, sehen bei diesen Substanzen ein bedeutsames gesundheitliches Risiko.
Die generelle Einstellung zu Kontaminanten in Lebensmitteln und die Einschätzung möglicher gesundheitlicher Risiken unterscheiden sich auch nach Bevölkerungsgruppen. So schätzen Männer die Risiken von unerwünschten Stoffen in Grillfleisch beispielsweise niedriger ein als Frauen. Generell setzen männliche Befragte sich in ihrem Alltag weniger häufig mit der Thematik unerwünschte Stoffe in Lebensmitteln auseinander als weibliche Befragte. Jüngere Personen fühlen sich im Allgemeinen schlechter über unerwünschte Stoffe in Lebensmitteln informiert als ältere: Bei den 14- bis 29-Jährigen geben rund 41 % an, schlecht oder sehr schlecht über unerwünschte Stoffe in Lebensmitteln informiert zu sein, im Vergleich zu 15 % bei den über 60-Jährigen. Zusätzliche Informationen zu möglichen Schutzmaßnahmen, rechtlichen Regelungen und betroffenen Produktgruppen wünschen sich vor allem Befragte, deren Informationsstand bereits vergleichsweise hoch ist. Bei der Kommunikation gesundheitlicher Risiken besteht die Herausforderung daher vor allem darin, weniger gut informierte Personengruppen für die Thematik zu sensibilisieren.
Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.
In diesem Jahr feiert das BfR sein 15-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass hat das BfR eine Jubiläumsbroschüre herausgegeben, die unter http://www.bfr.bund.de/de/publikation/broschueren-660.html kostenlos heruntergeladen oder bestellt werden kann.