Risikokommunikation: Mehr als ein zielgerichteter Informationsaustausch


29/2005, 26.09.2005


BfR stellt mehrstufiges Verfahren für Bundesbehörden vor


Wie kann die Kommunikation unter allen an einem Risikobewertungsprozess beteiligten Personen optimiert werden? Welche Kommunikationsmaßnahmen eignen sich als aktives Mittel des Verbraucherschutzes und wie kann damit die Mündigkeit des Verbrauchers verbessert werden? Antworten auf diese und weitere Fragen wurden im Rahmen eines Projekts zur Entwicklung eines mehrstufigen Verfahrens der Risikokommunikation (ERiK) erarbeitet, das dazu beitragen soll, die (inner)behördliche Risikokommunikation zu verbessern. Das Projekt wurde vom BfR im Auftrag des Umweltbundesamtes und in Zusammenarbeit mit der baden-württembergischen Akademie für Technikfolgenabschätzung im Rahmen des Aktionsprogramms Umwelt und Gesundheit (APUG) durchgeführt. Der Abschlussbericht wurde jetzt veröffentlicht. Er wird ergänzt durch ein Trainingsprogramm auf CD-ROM.

Ganz gleich ob Reaktorstörfall, BSE oder Asbest in öffentlichen Gebäuden: Wann immer schwierige Situationen mit gesellschaftlicher Relevanz und Aufmerksamkeit zu eskalieren drohten, stieß die Analyse meist auch auf Fehler bei der Risikokommunikation. Der Bedarf, vor allem auf Behördenseite, an einem möglichst allgemeinen, von Einzelthematiken losgelösten Leitfaden rief das Projekt ERiK auf den Plan. Das dort entwickelte mehrstufige Verfahren soll dazu dienen, dass die richtigen Stellen zur richtigen Zeit miteinander kommunizieren und die Vermittlung von Risiken und Maßnahmen bestmöglich abläuft.

Risikokommunikation ist ein wesentlicher Bestandteil der Risikobewertung. Ihr Ziel ist es nicht, die jeweils andere Seite von der Zumutbarkeit oder Unzumutbarkeit eines Risikos zu überzeugen. Vielmehr sollen die Betroffenen durch Angebote der Information, des Dialogs oder durch aktive Beteiligung in die Lage versetzt werden, ihren Anspruch auf Risikomündigkeit einzulösen. Damit trägt Risikokommunikation aktiv zum Verbraucherschutz bei. Im Rahmen des Forschungsvorhabens wurden Instrumente entwickelt, die die Kommunikation unter und mit allen Stakeholdern verbessern können.

Vier Szenarien, die im Behördenalltag relevant sind, wurden ausgewählt: die „Behörden-Kommunikation“ als innerbehördliches Szenario, die „Experten-Kommunikation“ als Verständigung zwischen behördlichen Risikoanalytikern, die „Stakeholder-Kommunikation“ als Austausch mit gesellschaftlichen Gruppen und die „Öffentlichkeits-Kommunikation“ als Partizipation betroffener Personen. Daraus wurde ein mehrstufiges Verfahren entwickelt, in dem Risikokommunikation als zielgerichteter Informationsaustausch zwischen politischen Institutionen, Unternehmen, Verbänden, Bürgerinitiativen, Wissenschaftlern, Experten, Verbrauchern und Medien verstanden wird.

Zur praktischen Erprobung wurde zusätzlich ein Trainingsprogramm entwickelt, das dem Berichtsband auf CD-ROM beiliegt. Es richtet sich an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Behörden auf Bundes-, Länder- und regionaler Ebene, die in der Risikoregulierung Verantwortung tragen und in diesem Rahmen mit Experten, Politikern, Vertretern anderer Behörden, gesellschaftlicher Organisationen, von Industrie und Verbänden, Medien oder der allgemeinen Öffentlichkeit kommunizieren.

Das Projekt wurde mit Mitteln aus dem Umweltforschungsplan des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und aus Mitteln des BfR finanziert. Der Berichtsband "ERiK – Entwicklung eines mehrstufigen Verfahrens der Risikokommunikation" kann inklusive Trainings-CD-ROM als Band 02/2005 der Reihe BfR-Wissenschaft schriftlich in der Pressestelle des BfR angefordert werden (Thielallee 88-92, 14195 Berlin, Fax: 030-8412-4970, pressestelle@bfr.bund.de). Er steht darüber hinaus auf der Homepage des BfR (www.bfr.bund.de) unter dem Menupunkt Publikationen/BfR-Wissenschaft zur Verfügung. Dort finden Sie auch eine Übersicht über alle anderen bisher veröffentlichten Bände der Reihe BfR-Wissenschaft.

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