Kommunikation über Nanotechnologie aktiver gestalten!


23/2006, 22.08.2006


BfR bindet Experten und Verbraucher in den Dialog über Chancen und Risiken der Nanotechnologie ein


Die frühzeitige Kommunikation über den denkbaren Einsatz und mögliche Risiken von Nanomaterialien in Lebensmitteln und Verbraucherprodukten wird für die gesellschaftliche Akzeptanz der Nanotechnologie von entscheidender Bedeutung sein. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob und in welchem Umfang der Verbraucher mit Nanomaterialien in Kontakt kommt und wie diese Materialien auf den Organismus wirken. Das BfR hat dazu aktuell zwei Projekte initiiert. Zunächst will das Institut Experten zu Anwendung und möglichen Risiken von Nanomaterialien befragen. Anschließend soll in einer Verbraucherkonferenz ermittelt werden, wie Bürger die Nanotechnologie wahrnehmen und welche Hoffnungen und Ängste sie mit dieser Technologie verbinden. „Beide Projekte werden dazu beitragen, naturwissenschaftlich abgeleitete und emotional gefühlte Risiken frühzeitig zu erfassen und sie als gestaltende Elemente in den Kommunikationsprozess einzubeziehen“, sagt der Präsident des BfR, Professor Dr. Dr. Andreas Hensel.

Die Expertenbefragung zu „Risiken nanotechnologischer Anwendungen in den Bereichen Lebensmittel, Kosmetika und Bedarfsgegenstände“ hat bereits begonnen. Sie folgt der Delphi-Methode, einem mehrstufigen, qualitativen Prognoseverfahren, bei dem unmittelbar abrufbares Wissen in einer Expertengruppe systematisch abgefragt wird. In die Befragung sind rund 100 Fachleute aus Forschung, Industrie, Behörden, Verbraucherschutzorganisationen und anderen Nichtregierungsorganisationen einbezogen. In zwei Delphi-Runden äußern sie sich zu jetzigen und künftigen Anwendungen der Nanotechnologie sowie zu möglichen Chancen und Risiken für die Verbraucher. Die erste Delphi-Runde wurde bereits im Juli durchgeführt, die darauf aufbauende zweite Delphi-Runde, in der die Experten Gelegenheit haben, auf die Ergebnisse der ersten Runde zu reagieren, schließt sich im Herbst an. In zwei Expertenworkshops werden die Erkenntnisse dann diskutiert und die ermittelten Risikopotenziale gemäß ihrer Bedeutung in einem „Risikobarometer“ zusammengeführt.

Ziel ist es, die verwendeten oder potenziell verwendbaren Nanomaterialien zu erfassen, sie konkreten Anwendungen zu zuordnen und aus diesen Informationen Rückschlüsse auf die Exposition des Verbrauchers zu ziehen. Auf der Grundlage des verfügbaren Wissens zu Exposition und Gefährdungspotenzial werden die Anwendungen anschließend nach der Höhe des wahrscheinlichen Risikos unterteilt und Strategien zur Minimierung der Risiken entwickelt. Das Bundesinstitut für Risikobewertung führt die Delphi-Befragung zusammen mit dem Zentrum für Interdisziplinäre Risikoforschung und nachhaltige Technikentwicklung (ZIRN) der Universität Stuttgart durch.

Ende des Jahres veranstaltet das BfR dann eine „Verbraucherkonferenz zur Wahrnehmung der Nanotechnologie“. Solche Konferenzen sind ein Instrument, um Verbraucher direkt an der öffentlichen und politischen Diskussion von Fragen des Verbraucherschutzes zu beteiligen. Ziel der Konferenz ist es, zu ermitteln, welche Chancen und Risiken aus der Sicht der Verbraucher mit der Anwendung der Nanotechnologie verbunden sind.

Dazu wird sich eine Gruppe von 18 repräsentativ ausgewählten Verbraucherinnen und Verbrauchern an drei Wochenenden in Berlin intensiv mit der Thematik Nanotechnologie auseinander setzen. Nach einer öffentlichen Anhörung von Experten auf diesem Gebiet im November wird die Gruppe aus ihrer Verbraucherperspektive einen Abschlussbericht zu den Chancen und Risiken der Nanotechnologie vorlegen. Dieses Verbrauchervotum wird anschließend an wichtige Akteure aus Politik, Behörden, Wissenschaft, Wirtschaft und Nichtregierungsorganisationen überreicht. Die von den Verbrauchern wahrgenommenen Risiken sollen so in den Risikokommunikationsprozess einbezogen werden.

Die Verbraucherkonferenz wird gemeinsam mit dem Unabhängigen Institut für Umweltfragen (UfU, Berlin) und dem Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW, Berlin) durchgeführt. Über die Ergebnisse wird das BfR die Öffentlichkeit informieren.


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