In den letzten Jahren wurden in der Wissenschaft neue Erkenntnisse über die physiologische Rolle von Nitrat und seinen Stoffwechselprodukten Nitrit und den reaktiven Stickstoffverbindungen wie Stickstoffmonoxid (NO) gewonnen. So wurde z.B. für Stickstoffmonoxid (NO), welches im sauren Milieu spontan aus Nitrit entsteht, eine gefäßerweiternde und somit blutdrucksenkende Wirkung gezeigt. NO spielt eine wichtige Rolle in der Wundheilung durch die Begrenzung der Adhäsion und Aggregation der Blutplättchen. Sowohl im zentralen als auch im peripheren Nervensystem spielt es eine Rolle bei der Reizweiterleitung. Schon vor einigen Jahren wurde die antibaktierielle Wirkung von NO gezeigt: mit der Nahrung aufgenommeine pathogene Keime wie Salmonella oder E. coli können im Zusammenwirkungen von NO und saurer Magensäure unschädlich gemacht werten. Weiterhin wurde gezeigt, dass NO die Blutzirkulation in der Magenschleimhaut anregt und positive Effekte auf die Dicke der Schleimschicht an der Magenwand hat, was einen schützenden Effekt auf den Magen zur Folge hat.
Einige Autoren erheben Nitrat sogar in den Stand eines Nährstoffes. Sie führen die dem Gemüse- und Obstverzehr zugeschriebenen positiven Effekte wie Verminderung des Risikos für Herz- Kreislauferkrankungen auf das Nitrat zurück, welches in diesen Lebensmitteln in vergleichsweise großen Mengen vorkommen kann. Nach Ansicht des BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung ist diese Hypothese aber nicht belegt, da aktuell nicht geklärt ist, welche der im Gemüse vorhandenen Inhaltsstoffe für die beschriebenen positiven Effekte verantwortlich sind, da Nitrat in Gemüse im Verbund mit einer Vielzahl sekundärer Pflanzeninhaltsstoffen vorkommt.
Ebenso wie EFSAkurz fürEuropean Food Safety Authority (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) sieht das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung in der alleinigen Aufrechterhaltung der menschlichen Physiologie noch keinen wirklichen Gesundheitsvorteil des Nitrats an sich. Die weitere Aufklärung der physiologischen Rolle von Nitrat in den letzten Jahren darf nicht dazu führen, dass nun unkritisch von einem gesundheitlichen Nutzen gesprochen wird. In einigen Fällen kann sich die alimentäre Nitrat-Aufnahme in den Grenzen des als förderlich zur Auffüllung des endogenen Nitrat-Pools erweisen. Der Beitrag exogen zugeführten Nitrats zur menschlichen Physiologie bei gesunden Menschen muss noch ermittelt werden. Das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung sieht derzeit keinerlei Veranlassung seine bisherigen Risikobewertungen zu revidieren.
Das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung weist außerdem daraufhin, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen gegenüber einer Nitratexposition empfindlicher reagieren können. Für Personen mit erhöhter endogener Bildung von N-Nitroso-Verbindungen könnte bei vermehrter Nitataufnahme ein erhöhtes gesundheitliches Risiko bestehen. Die chronische mit Stickstoffmonoxid wird von einigen Autoren als kritischer Faktor für den Zusammenhang zwischen Entzündung und Krebs gesehen. NO und NO-Synthase werden auch mit zunehmendem oxidativen Stress und DNA-Schäden in Verbindung gebracht.