Aktualisierte FAQ des BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung vom 19. April 2024
Im Rahmen der Lebensmittelüberwachung wurde in Senfproben wiederholt Bisphenol F (BPF) nachgewiesen. Zunächst wurde vermutet, dass der Stoff über die Lebensmittelverpackungen (Tuben) in den Senf gelangt. Untersuchungen haben diese Vermutung jedoch nicht bestätigt. BPF entsteht während des Herstellungsprozesses aus einem in bestimmten Senfsaaten natürlicherweise vorkommenden Inhaltsstoff. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung) hat bewertet, ob sich aus dem Vorkommen von BPF in dem aus solchen Senfsaaten hergestellten Senferzeugnissen mögliche gesundheitliche Risiken für Verbraucherinnen und Verbraucher ergeben könnten.
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[Accordion] Fragen und Antworten zu Bisphenol F in Senf
Es wird vermutet, dass BPF unter sauren Bedingungen aus dem natürlichen Inhaltsstoff Glucosinalbin entstehen kann. Glucosinalbin gehört zu den Glucosinolaten und kommt in den Samen des sogenannten weißen bzw. gelben Senfs (Sinapis alba (L.)) vor, nicht aber in den nach ihrer Farbe bezeichneten Samen des braunen (Brassica juncea (L.) Czern.) und schwarzen (Brassica nigra (L.) W.D.J. Koch) Senfs.
Die Substanz kann aus verschiedenen Quellen stammen. BPF und chemische Derivate der Substanz kommen natürlicherweise in bestimmten Orchideenarten vor. BPF kann nicht nur in Senf und senfhaltigen Speisen wie beispielsweise fertigen Salatdressings oder Soßen enthalten sein, sondern wird auch in anderen Lebensmitteln nachgewiesen. In Studien wurden die höchsten Gehalte in Fisch, Meeresfrüchten und Fleisch bzw. Fleischprodukten gefunden. Neben Lebensmitteln kommt BPF auch in Kosmetika und Körperpflegemitteln vor. Darüber hinaus wird es als Ausgangsstoff für Novolak-Glycidylether (NOGE) verwendet, die bei der Herstellung von Epoxidharzen zum Einsatz kommen. Aufgrund der Verwendung in Produkten gelangt BPF in die Umwelt, so dass der Stoff z. B. im Innenraumstaub und in Klärschlamm nachgewiesen wird. Verlässliche Daten dazu, in welchen Mengen die Bevölkerung BPF ausgesetzt ist, sind zurzeit nicht vorhanden.
Die Verwendung von Epoxidharzen auf Basis von NOGE (hergestellt aus BPF) für die Innenbeschichtung von Konservendosen für Lebensmittel ist in Europa durch die Verordnung 1895/2005 untersagt. Ausgenommen sind Behälter und Lagertanks mit einem Fassungsvermögen von über 10.000 Litern sowie die zu ihnen gehörenden oder mit ihnen verbundenen Rohrleitungen.
BPF wird über den Darm schnell aufgenommen, in der Leber verstoffwechselt und innerhalb weniger Stunden über den Urin ausgeschieden. Toxikologisch ist BPF bislang kaum untersucht. Es fehlen wichtige Daten für eine Risikoabschätzung. Es gehört zur Gruppe der Bisphenole und ähnelt in seiner chemischen Struktur dem Bisphenol A (BPA). Aufgrund der chemischen Ähnlichkeit beider Stoffe wird angenommen, dass BPF auch ähnlich wie BPA wirkt: Die Substanz (BPA) hat eine geringe akute Giftigkeit. Allerdings wird sie bei regelmäßiger und langfristiger Aufnahme () mit einer Reihe von Effekten in Zusammenhang gebracht. Unter anderem wurde gezeigt, dass BPA eine hormonähnliche Wirkungsweise besitzt.
Es gibt derzeit keinen Höchstgehalt für BPF. Es liegen bislang auch keine Tierstudien zu BPF vor, auf deren Grundlage ein toxikologischer Richtwert abgeleitet werden kann.
Toxikokinetische Studien (zur Verstoffwechselung von BPF im Körper) und Untersuchungen zum Wirkmechanismus von BPF lassen ein ähnliches Gefährdungspotential wie das von BPA vermuten. Daher hat das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung im Jahr 2015 für die gesundheitliche Bewertung von BPF hilfsweise den damaligen Wert für die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (TDIkurz fürTolerable Daily Intake (tolerierbare tägliche Aufnahmemenge)) für BPA (4 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht und Tag (µgkurz fürMikrogramm/kgkurz fürKilogramm KG/Tag). Im Jahr 2023 hat das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung auf der Grundlage neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse den TDIkurz fürTolerable Daily Intake (tolerierbare tägliche Aufnahmemenge) für BPA auf 0,2 µgkurz fürMikrogramm/kgkurz fürKilogramm KG/Tag abgesenkt. Die Datenlage zu BPF hat sich seit 2015 nicht grundlegend verändert (verbessert), so dass für eine aktuelle Risikoabschätzung der Bezug zu BPA sinnvoll bleibt. Es ist davon auszugehen, dass auch eine tägliche BPF-Aufnahme im Größenbereich des BPA-TDIs gesundheitlich unbedenklich ist.
Ein gesundheitliches Risiko durch BPF in Senf ist aus Sicht des BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung unwahrscheinlich. Für seine Risikobewertung von BPF in Senf hat das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung die von der Lebensmittelüberwachung gemessenen Gehalte von BPF in Senf mit dem Wert verglichen, der für BPA von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSAkurz fürEuropean Food Safety Authority (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit)) für die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (t-TDIkurz fürTolerable Daily Intake (tolerierbare tägliche Aufnahmemenge)) für BPA von 4 µgkurz fürMikrogramm/kgkurz fürKilogramm Körpergewicht und Tag festgelegt wurde. Das Ergebnis: Auch bei Verbrauchern, die sehr viel Senf essen, ist die Aufnahmemenge an BPF um das zehnfache niedriger als die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (TDIkurz fürTolerable Daily Intake (tolerierbare tägliche Aufnahmemenge)). Für Normalverzehrer liegt die geschätzte Aufnahmemenge sogar um das 100-fache darunter.
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