Fünf Jahre erfolgreiche Arbeit für den Verbraucherschutz
12/2008, 30.06.2008
Das Bundesinstitut für Risikobewertung legt seinen Jahresbericht vor
Ob es sich um BSE, Cumarin, PAK oder Campylobacter handelt: Die wissenschaftlichen Bewertungen des BfR sind für Politik, Wissenschaft und Wirtschaft eine wesentliche Entscheidungsbasis, und auch für die Medien, für Nichtregierungsorganisationen und Verbraucherschutzverbände haben die Ergebnisse Referenzfunktion. Das ist das Fazit aus fünf Jahren erfolgreicher Arbeit für den gesundheitlichen Verbraucherschutz, welches das Bundesinstitut in seinem soeben erschienenen Jahresbericht 2007 zieht. „Seit der Gründung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) im November 2002 haben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zahlreiche Risiken, die Lebens- und Futtermittel, Chemikalien sowie verbrauchernahe Produkte für den Verbraucher bergen können, identifiziert, bewertet, der Politik Maßnahmen für ihre Begrenzung vorgeschlagen und die Öffentlichkeit darüber informiert“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, „mit unserer Arbeit haben wir maßgeblich zum Schutz der Verbraucher beigetragen.“
Mit der Gründung des Bundesinstituts für Risikobewertung hat der Gesetzgeber die Trennung von Risikobewertung und Risikomanagement institutionalisiert. Der gesetzliche Auftrag zur Risikokommunikation, den der Gesetzgeber dem BfR erteilt hat, ist für Bundeseinrichtungen in Deutschland einzigartig. Dass das Bundesinstitut für Risikobewertung diesem hohen Anspruch gerecht wird, belegen zahlreiche Beispiele. So ist die Bewältigung der BSE-Krise in Deutschland eine Erfolgsgeschichte, die das Bundesinstitut für Risikobewertung mit geschrieben hat. Seine wissenschaftlichen Arbeiten und Empfehlungen haben international Maßstäbe gesetzt und Eingang in politische Entscheidungen gefunden. Insbesondere das Verbot der Verfütterung von tierischen Proteinen und in Deutschland zusätzlich von tierischen Fetten an landwirtschaftliche Nutztiere, die konsequente Entfernung von spezifiziertem Risikomaterial, die Maßnahmen zur Kontaminationsvermeidung im Schlachtprozess und das BSE-Monitoring bei Schlachttieren haben dazu beigetragen, dass das Risiko für den Verbraucher heute als sehr gering eingestuft werden kann.
Cumarin kann als Duft- und Aromastoff in Lebensmitteln und kosmetischen Mitteln enthalten sein und wird auch als Medikament bei Lymphgefäß- und Venenleiden eingesetzt. Dieser therapeutische Einsatz von Cumarin hat gezeigt, dass die Substanz in hohen Konzentrationen zu einer Entzündung der Leber führen kann, die sich zurückbildet, wenn kein Cumarin mehr zugeführt wird. Einzelne Verbraucher sind für diesen Effekt offenbar besonders empfindlich, ohne dass die Ursache bisher ermittelt werden konnte. Die Bewertung des BfR und die in diesem Zusammenhang geführte öffentliche Diskussion veranlassten die Hersteller von Weihnachtsgebäck zu einer deutlichen Senkung der Cumarin-Gehalte. Auch in die europäische Gesetzgebung sind die diesbezüglichen Arbeitsergebnisse des BfR eingeflossen. In Unkenntnis der hohen Konzentrationen an Cumarin in Cassia-Zimt war im neuen Aromenrecht eine Streichung der Höchstwerte für Cumarin vorgesehen. Das BfR setzte sich für eine Beibehaltung ein und unterbreitete Höchstmengenvorschläge, die in einen Entwurf des Europäischen Rats und der EU-Kommission eingeflossen sind.
Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) sind Stoffgemische, die bei unvollständiger Verbrennung von organischem Material wie Kohle, Kraftstoff, Tabak oder beim Grillen entstehen. Verschiedene PAK wirken beim Menschen mit großer Wahrscheinlichkeit erbgutverändernd. Sie können die Fortpflanzung beeinträchtigen und Krebs erzeugen. Grenzwerte für PAK in verbrauchernahen Produkten gibt es nicht. Die Wirtschaft hat sich verpflichtet, Orientierungswerte für technisch unvermeidbare PAK-Gehalte einzuhalten. Das BfR hat einzelne Gehalte bewertet und eine einheitliche Bestimmungsmethode erarbeitet. Das Ergebnis: Die polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe in Werkzeuggriffen und anderen Verbraucherprodukten mit Elastomerteilen wurden deutlich reduziert, die Orientierungswerte werden in den meisten Fällen eingehalten.
Ein weiteres Beispiel für die erfolgreiche Arbeit des Instituts sind Wärme liebende Campylobacter-Keime. Sie stellen neben den Salmonellen eine der häufigsten Ursachen für bakteriell bedingte Magen-Darm-Erkrankungen beim Menschen dar. Die Infektion geht mit schweren Durchfällen einher. Besonders betroffen sind Kinder unter sechs und Menschen zwischen 20 und 30 Jahren. Studien, die das Bundesinstitut für Risikobewertung zusammen mit den Bundesländern durchgeführt hat, beschreiben erstmals den Campylobacter-Status in Deutschland: In rund 40 Prozent der untersuchten Masthähnchenherden war der Erreger zum Zeitpunkt der Schlachtung nachweisbar. Diese Datenerhebungen sind ein erster, wichtiger Schritt bei der Bekämpfung des Keims in Geflügelherden.
Die genannten Beispiele zeigen nur einen Ausschnitt der Risiken, die das BfR in den vergangenen fünf Jahren bewertet hat, und der Maßnahmen, die aufgrund der wissenschaftlichen Empfehlungen des BfR vom Risikomanagement zum Schutz des Verbrauchers ergriffen wurden. Gemäß seinem Leitsatz „Wissenschaft im Dienst des Menschen“ wird das BfR durch die Qualität seiner Arbeit und seine wissenschaftliche Unabhängigkeit auch in Zukunft dazu beitragen, mögliche Risiken für den Verbraucher aktiv zu minimieren und so die Gesundheit des Verbrauchers zu schützen.
Mehr dazu im Jahresbericht 2007, der ab sofort kostenlos in der Pressestelle angefordert werden kann und unter www.bfr.bund.de (Menüpunkt „Publikationen“) auch im Internet zur Verfügung steht.